Kommissar Breslmaier ermittelt
Eine Kommissar Breslmaier Trilogie
Datum der Veröffentlichung: 21. Oktober 2024
Das Buch beinhaltet drei verschiedene Fälle: Ruselabsatz, Ruselhotel, Greisinger Weiher
kurze Inhaltsangaben sowie Leseproben:
Ruselabsatz
Im Ruselabsatz geht es um die geplante Bebauung des Klosterbergs in Deggendorf, dessen Umsetzung sehr umstritten ist, und auch politisch im Stadtrat hohe Wellen schlägt. Das Stadtratsmitglied, das vehement gegen die geplante Bebauung ist, wird Opfer eines heimtückischen Anschlags. Kommissar Breslmaier ist zusammen mit seiner Kollegin Philomena Stöcklgruber gefordert, diesen Mordfll aufzuklären und den Täter zu ermitteln.
Leseprobe:
Es war doch ein tolles Geburtstagsgeschenk und eine super Idee von meiner lieben Frau zu meinem 75. Geburtstag, ein nagelneues E-Bike. Und hier auf der Rusel gibt es so tolle Wege, dann die gute Luft und die Ausblicke und für die Gesundheit ist es ja auch gut. Und so bin ich unterwegs von der ´Hölzernen Hand` in Richtung Ruselabsatz. Da es fast nur leicht bergab geht, kann ich richtig Tempo machen. Macht richtig Spaß. Es sind kaum Leute unterwegs. Versteh ich gar nicht, bei dem tollen Wetter. Aber umso besser, dann muss ich nicht so aufpassen. In meinem Alter finde ich es super, dass man noch solche Radtouren unternehmen kann. Vielen Dank an die Technik….. Ups, was war das? …. Ich fliege, mein Rad ist weg, was war denn das? Ich kann nichts machen, irgendwann muss der Aufprall erfolgen …… mein Leben rast in Millisekunden durch meine Gehirnwindungen ….. Schulzeit – erste große Liebe – Hochzeit – Kinder – Arbeit – meine Frau – blendende Helligkeit – AUS……
Mein Name ist Franz Breslmaier. Ich bin Hauptkommissar in der Polizeiinspektion in Deggendorf. Ich bin 49 Jahre alt und seit nunmehr über zwanzig Jahren bin ich dort im Dienst. Zusammen mit meiner Kollegin, Kommissarin Philomena Stöcklgruber, bin ich zuständig für schwere Kriminalität und Mordfälle, die in Deggendorf und Umgebung eher selten passieren. Aber mein Leben als Kommissar ist absolut nicht langweilig. Dafür sorgen schon die Kollegen, die mir auch ab und zu einige leichtere Fälle zuschanzen.
TAG 1 – Dienstag 10. Juli 2018
Ich sitze mit meiner Frau Claudia beim Frühstück. Da ich während meiner Arbeit in der Polizeiinspektion oft und zu viel Kaffee trinke, genieße ich zuhause immer meinen Tee, in allen Variationen, auf Anraten meiner lieben Frau. Wir sind noch früh am Tag und ich hole mir die Zeitung, die PNP Ausgabe Niederbayern/ Deggendorf, vom Briefkasten vor der Haustüre.
Ich setze mich an den Tisch, schenk mir meinen Tee ein und schlage die Zeitung auf, wie immer zuerst den Deggendorfer Teil. Eine alte, liebgewordene Gewohnheit. Da sticht mir die große Überschrift ins Auge: ´Prinz Karl-August von Natternberg tödlich verunglückt`.
Natürlich lese ich sofort den Artikel mit einem eher jugendlichen Foto von ihm.
´Prinz Karl-August von Natternberg ist bei einem E-Bike Ausflug auf der Rusel tödlich verunglückt. Eine schillernde Persönlichkeit ist durch einen tragischen Unfall aus unserer Mitte gerissen worden. Er war nicht nur Mitglied der Stadtratsfraktion der Freien Wähler, er war auch Mitglied bei den Rotariern und außerdem ein anerkannter Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter. Deggendorf verliert mit ihm einen wichtigen Baustein im gesellschaftlichen Leben. Unverständlich ist, warum Karl-August von Natternberg auf dem breiten, leicht abfallenden Forstweg mit seinem E-Bike zu Fall gekommen ist. Die Untersuchung zum Unfallhergang ist in die Wege geleitet`.
Das ist wirklich ein Hammer. Natürlich kannte ich Prinz Karl-August. Er lief mir immer wieder über den Weg. Ob bei Ausstellungen, bei Konzerten oder bei politischen Kundgebungen. Aber auch in der Freizeit hatte ich immer wieder mit Karl-August Kontakt. Aber mehr als ein schnelles Hallo war nicht drin. War nicht so mein Typ.
Na da bin ich aber gespannt, was die Kollegen zum Unfallvorgang herausfinden.
Ich las die Zeitung noch zu Ende, erzählte meiner Frau Claudia die Story vom Karl-August, was auch sie sehr interessierte, reichte ihr die Zeitung und machte mich auf den Weg in die Polizeiinspektion.
Es war kurz vor sieben Uhr, als ich die Türe zu meinem Büro öffnete. Meine Kollegin, Kommissarin Philomena Stöcklgruber, saß bereits an ihrem Schreibtisch. Sie sah wie immer bezaubernd aus: hellgelbe Bluse, dunkelblaue Jeans und große goldene Ohrringe. Ihre blonden Haare hatte sie heute zu einem Zopf geformt. Sehr adrett. Sie überrascht mich halt immer wieder.
„Hallo Mina, grüß dich, du schaust wie immer super aus. Wie machst du das nur immer?“
„Ach Franz“, meinte sie „du alter Charmeur. Was gibt es Neues? Ich merke doch, dass etwas in der Luft liegt“.
„Hast du schon mitbekommen, dass Prinz Karl-August von Natternberg am Montag tödlich verunglückt ist? Auf der Rusel mit seinem E-Bike. Ich denke, wir sollten uns das mal genauer ansehen. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Was meinst du“?
„Na ja, es schadet bestimmt nicht, wenn wir uns den Fall mal etwas genauer anschauen. Komm, wir gehen mal zu unseren Kollegen, die den Fall bearbeiten“.
Damit stand sie auf und wir gingen in das Büro der Kollegen im Erdgeschoss und nach ein paar Anfragen hatten wir den zuständigen Polizisten gefunden, der für den Fall zuständig ist.
„Herr Kollege“ begann ich, „mir kommt der Unfall irgendwie komisch vor. Haben sie etwas bemerkt, ist ihnen etwas aufgefallen, was nicht in das Raster passen könnte? „
„Eigentlich nicht. Es ist nur sehr verdächtig, dass es keine Bremsspuren gibt und dass der Unfall auf einer geraden Strecke, einer Forststrasse, auf der es weder Schlaglöcher noch sonstige Hindernisse gibt, passierte“.
Ich überlegte kurz und meinte „Mina, was meinst du? Sollen wir uns den Unfallort mal selber anschauen, damit wir uns ein Bild davon machen können? Ah, übrigens, wo ist denn momentan die Leiche?“ wollte ich von unserem Kollegen wissen.
„Die Leiche von Herrn Prinz von Natternberg ist von einem Bestattungsunternehmen, ich denke der Firma Klostermeier aus Deggendorf, abtransportiert worden. Soll ich mal nachfragen?“
„Ja, das wäre nett und wenn sie bitte Bescheid geben, dass die Leiche eventuell noch zu einer Untersuchung benötigt wird, also noch nicht freigegeben ist.“
„OK, mach ich. Ich ruf gleich mal dort an.“
Er griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer der Zentrale. „Frau Unholzer, ich bräuchte die Firma Bestattungen Klostermeier aus Deggendorf am Telefon. Könnten sie mich bitte damit verbinden?“ Er legte das Telefon wieder auf und wandte sich an uns „Ich gebe ihnen umgehend Bescheid, wenn ich etwas Neues weiß.“
Ich nickte und bemerkte noch „Wenn sie Zeit haben, würden wir gerne den Unfallort begutachten. Wie schaut es bei ihnen aus? “
„Ja, das passt. Wir können uns in zehn Minuten unten im Hof treffen. Dann fahren wir auf die Rusel und ich zeige ihnen den Unfallort. Einverstanden? Wir können auch gerne mein Auto nehmen, wenn das recht ist.“
Natürlich waren wir einverstanden, verabschiedeten uns kurz und gingen die Treppen hoch zu unserem Büro, um unsere Jacken zu holen.
Wir trafen uns im Hof, und Herr Leitinger, der Kollege von vorhin, führte uns zu seinem Polizeiauto.
Er meinte „Gut, dass ich bei der Firma Klostermeier angerufen habe. Sie hätten die Leiche in zwei Stunden zum Einäschern gebracht. Ich habe ihnen mitgeteilt, dass der Tote noch nicht freigegeben ist und wahrscheinlich in den nächsten Stunden abgeholt wird.“
„Sehr gut gemacht, Herr Leitinger, erwiderte ich, „aber jetzt starten wir auf die Rusel.“
Wir fuhren in Richtung Rusel und am Absatz nahmen wir den Forstweg, der normalerweise für Autos gesperrt ist. Herr Leitinger schaltete sein Blaulicht ein und so kamen wir ohne Beschwerden an der Unfallstelle an. Es war auch nicht viel los, kaum Wanderer oder Radfahrer unterwegs. Er zeigt uns, wo das E-Bike und der Verunglückte bei seiner Ankunft gelegen sind.
Ruselhotel
Im ehrwürdigen Ruselhotel werden beim Abbruch zwei eingemauerte Leichen gefunden, die, wie festgestellt wird, kurz nach dem zweiten Weltkrieg dort deponiert wurden. Die beiden Kommissare haben einen schwierigen Fall zu lösen, da der Tatzeitpunkt über 70 Jahre zurückliegt. Die Ermittlungen führen sie in die Zeit des Weltkriegs in und um Deggendorf.
Leseprobe
Tag 1 - 18. September 2024
Eigentlich sollte man aufstehen können, wenn einem danach ist und nicht, wenn der Wecker sich unangenehm bemerkbar macht. Aber es hilft ja nichts, die Pflicht ruft. Und so schwinge ich mich aus meinem ach so angenehmen und warmen Bett. Meine Frau Claudia ist schon in der Küche aktiv. Ich kann sie deutlich hören. Welchen Tee wird sie mir heute auftischen? Seit einiger Zeit ist Kaffee zum Frühstück verpönt. Gesunde Ernährung steht auf dem Programm und da gehört natürlich auch der morgendliche Tee dazu. Aber ich hatte mich schnell an die neuen Vorgaben gewöhnt und ich merke es auch an mir selber. Nicht mehr so kurzatmig und etwas weniger Gewicht habe ich auch schon, dank meiner Claudia und ihren Ideen.
Nach Bad und Anziehen gehe ich in unsere Küche, begrüße Claudia mit einem Kuss und setze mich an den gedeckten Tisch. Es gibt Müsli mit Obst und natürlich Tee, einen Gewürztee. Schmeckt doch wieder ganz lecker.
Ich hole noch die Zeitung vom Briefkasten und lese zunächst den lokalen Teil der Deggendorfer Zeitung. Aber es steht nichts Besonderes drin, nur belangloses Zeugs, was mich nicht interessiert. Nebenbei trink ich meinen Tee und esse mein Müsli.
Nachdem die Zeitung gelesen und das Frühstück verzehrt ist, verabschiede ich mich von meiner Frau mit einem zärtlichen Kuss, wünsche ihr einen angenehmen Tag und mache mich auf den Weg in das Präsidium.
Auto oder Fahrrad? Am Fahrrad müsste ich noch die Luft aufpumpen. Das ist mir doch so früh am Morgen doch etwas zu umständlich und so entscheide ich mich für das Auto. Aber Morgen nehme ich mir ganz fest vor, mit dem Fahrrad zu fahren. Versprochen.
Es war normaler Verkehr und so kam ich recht zügig voran und parkte mein Auto auf dem Angestelltenparkplatz.
Ich betrat das Gebäude durch den Haupteingang und begrüßte die Kollegen, die wild gestikulierend im Gang standen. Da ich sportlich aktiv sein wollte, zumindest für heute, nahm ich nicht den Aufzug sondern eilte die Treppen hoch.
Ich hatte mein Büro im zweiten Stock, ein gemeinsames Büro mit Frau Stöcklgruber, Kommissarin Philomena Stöcklgruber, meine große Hilfe und Stütze. Sie war auch bereits da und ich begrüßte sie.
„Na Mina, schon fleißig?“ wollte ich wissen.
„Ach Franz, in der Frühe ist es doch immer am besten zum Arbeiten. Gute Luft, wenig Telefonate und die Kollegen nerven auch nicht“, meinte sie mit einem schelmischen Grinsen.
„Was liegt denn heute an?“ meinte sie noch.
„Wir sollen heute Vormittag noch einen Radfahrer vernehmen. Er hat letzte Woche einen Unfall verursacht. Ohne Licht auf der falschen Fahrbahnseite gefahren. Er sollte um 10 Uhr da sein. Ansonsten ist Büroarbeit angesagt. Hat sich ja in letzter Zeit so einiges angesammelt“. Damit deutete ich auf den Stapel Papier auf dem meinem Schreibtisch.
„Ja, da hast du recht. Die letzten Wochen waren ganz schön turbulent. Wie geht es Claudia, deiner Frau? War schön letztes Mal beim Griechen. Die Fischplatte … ein Traum. Und Nico, der alte Charmeur, war wieder ganz in seinem Element“.
„Ja, Mina, bei dir kann er sich nicht zurückhalten. Du bist eben sein Typ. Blond und gut aussehend … und Single. Was willst du mehr, als Mann?“
Sie sah mich tadelnd an und bemerkte: „Ja, ja, die Männer. Einer wie der andere. Aber ohne ist es halt auch nichts“.
„Da hast du wieder mal recht. Ach übrigens kennst du schon die Geschichte, wie ich meine Claudia kennengelernt habe? War ja schon richtig abenteuerlich. Habe ich dir das schon mal erzählt?“ wollte ich von ihr wissen.
„Na klar, Franz, hast du mir schon berichtet. Wie ihr zwei euch bei einer Brauereibesichtigung in Berlin näher gekommen seid. Vielleicht sollte ich auch mal eine Brauereibesichtigung mitmachen. Wer weiß? Bei euch beiden hat es ja offensichtlich gut funktioniert“.
„Genau, Mina. Gute Idee. Könnte ich auch organisieren. Ich kenne den Vertriebsleiter der OCRA-Brauerei in Moos. Der würde das sicher für mich gerne machen. Soll ich?“
„Ich denke, ein Versuch wäre es wert. Aber Bier trinke ich eigentlich nicht so gerne. Lieber ein Gläschen Wein, wegen meiner Figur. Aber was noch nicht ist kann ja noch werden, oder? Und was tut man nicht alles, um erfolgreich zu sein?“
Ich nickte und notierte mir in meinem Handy, dass ich den Vertriebsleiter anrufen sollte. Aber eventuell treffe ich ihn sowieso bei unserem nächsten Stammtisch im ´Golden Engel` nächsten Donnerstag.
Da klingelte das Telefon. Ich zog den Apparat zu mir herüber und hob ab.
„Breslmaier.“
„Herr Kommissar, hier ist Frau Unholzer. Es ist gerade ein komischer Anruf bei mir eingegangen. Zwei Tote im Ruselhotel. Aber die Toten sind nicht zu erkennen. Sehr mysteriös. Also der Anrufer konnte mir nicht sagen, ob es sich bei den Toten um Mann oder Frau handelt. Er meint, wir sollten schnell kommen. Übrigens war der Anrufer ein Mitarbeiter der Baufirma Aschenbrenner aus Grafling. Na, sie wissen schon, Prinz Karl-August von Natternberg. Ist ja noch nicht so lange her, oder?“
„Alles klar, Karin. Wir sind schon unterwegs.“
Schon wieder die Rusel. Was ist denn hier los. Das kann doch nicht sein. Innerhalb kurzer Zeit fünf Tote!
Ich schnappte mir mein Jackett und informierte Frau Stöcklgruber, die sich auch sofort aufmachte und mir folgte.
„Mina, was meinst du? Ist ja schon sehr verwunderlich, wieder ist der Fundort das Ruselhotel. Was hat das alles zu bedeuten? Ach übrigens, die Vernehmung des Radlfahrers für 10 Uhr müssen wir dann wohl absagen. Ich sage der Frau Unholzer Bescheid, soll sie dann veranlassen.“
Frau Unholzer rief ich auch umgehend an und teilte ihr mit, dass die Vernehmung des Radlfahrers heute nicht stattfinden konnte.
„Herr Breslmaier, das habe ich doch bereits veranlasst. Ich habe mit ihm vereinbart, dass wir uns wieder bei ihm melden sobald wir einen neuen Termin haben. Passt doch so, oder?“
„Wenn wir sie nicht hätten, liebe Karin. Perfekt gemacht. Vielen Dank.“ Ein bisschen Lobhudelei schadet bestimmt nicht. Auf Frau Unholzer ist immer Verlass.
Ich parkte das Auto direkt vor dem Ruselhotel oder vor dem, was davon noch übrig war. Das Dach, sowie das oberste Stockwerk waren schon abgebrochen und entfernt. Sah schon irgendwie eigenartig aus, wenn man das Hotel von früher her kannte. Ein Mitarbeiter der Firma Aschenbrenner wartete bereits auf uns.
„Sie schon wieder“, begrüßte er uns leicht unfreundlich. „Aber, …. es hilft ja nicht. Kommen sie mir. Ich zeige ihnen den Raum“.
Er ging voran und wir folgten ihm. Wir gingen durch den Haupteingang und anschließend die Treppen hoch in den zweiten Stock. Alles war staubig und es roch nach Abfall und Ziegeln. Endlich kamen wir in den gesuchten Raum. Die Zimmerdecke war zum Teil bereits abgetragen und eine Wand eingerissen. Wir steuerten auf die rechte Seite. Hier hatte man ebenfalls mit dem Abriss begonnen. Allerdings stand noch der untere und linke Teil der Wand. Dahinter konnte man nicht viel erkennen, da es dort kein Fenster und daher keine Lichtquelle gab.
Greisinger Weiher
Im Greisinger Weiher schwimmt eine Leiche. Es ist der Kommandant der Greisinger Feuerwehr, der, wie festgestellt wird, gewaltsam ermordet wurde. Das ganze Dorf ist in Aufruhr und die beiden Kommissare sind gefordert, den Fall schnellstmöglich zu lösen. Als Hauptverdächtiger erscheint der örtliche Pfarrer, der eine Beziehung mit der Frau des Mordopfers unterhält.
Leseprobe
Tag 1, Montag 20. Mai 2019
Sieben Uhr morgens. Ich hatte es mir kaum auf meinen Bürostuhl bequem gemacht, als auch schon das Festnetztelefon nervig klingelte. Frau Stöcklgruber saß mir gegenüber und sah von ihrem Monitor auf.
„Du oder ich?“ meinte sie.
„Ja, ich nehm schon“ kam ich ihr zuvor.
„Breslmaier, Frau Unholzer, was liegt an?“
„Herr Kommissar, es gibt wahrscheinlich eine Leich! Sie sand g´fragt. Kennen sie den Greisinger Weiher? Dort hat jemand einen Gegenstand, vermutlich eine Leiche, im Wasser treiben gesehen. Er, also nicht die Leiche, sondern der Finder wartet auf sie. Ich denke, sie sollten gleich loslegen. Soll ich sonst noch jemand Bescheid geben?“
„Nein, Frau Unholzer, ich bin schon unterwegs. Frau Stöcklgruber ist mit dabei. Wir machen das schon. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß“.
Damit legte ich den Hörer auf und wandte mich an Frau Stöcklgruber: „Mina, auf geht’s, wir fahren zum Greisinger Weiher. Jemand hat dort etwas im Wasser treiben gesehen und es schaut nach einer Leiche aus. Kennst du den Greisinger Weiher?“ wollte ich von ihr noch wissen.
Ich stand auf und schnappte mir mein Jackett.
Auch Frau Stöcklgruber stand auf und meinte: „Natürlich kenne ich den Greisinger Weiher. Ich bin dort öfters im Sommer zum Baden. Ist ein sehr idyllischer Waldweiher. Sehr schön gelegen, einsam aber auch sehr kalt!“
Sie zog ihr Sakko an und folgte mir in Richtung Auto. Wir fuhren die Ruselstraße hoch und bogen nach der langen Gerade, die die ortskundigen Glasschleife nennen, links ab in Richtung Greising. Nach etwa 100 Metern lag rechter Hand der Greisinger Weiher. Da es noch sehr früh am Tag war, lag der See noch total im Schatten und das Wasser sah nicht gerade einladend aus.
Ich parkte das Auto und wir stiegen aus. Hier her oben war es doch etwas kühler als in der Stadt. Ich knöpfte mein Sakko zu und wir gingen zu dem Herrn, der am Straßenrand auf uns wartete. Wir stellten uns vor und fragten ihn zunächst nach Namen und Adresse.
Er hieß Hans Mader, war Anfang 50, kurze, schwarze Haare, etwas untersetzt, einfach gekleidet und er war mit seinem Dackel unterwegs, wie er uns mitteilte, jeden Tag die gleiche Runde. Er wohnte oberhalb des Weihers. Er erzählte uns, was er gesehen hatte und ging mit uns zu der Stelle, wo er das im Weiher treibende Objekt entdeckt hatte. Und wirklich, da schwamm etwas im Wasser, etwa 30 Meter vom Ufer entfernt. Sehr undeutlich, aber es könnte sich wirklich um eine Leiche handeln. Doch das war natürlich jetzt ein Problem: wie soll man das im See treibende Objekt bergen? Wie es an Land holen? Dafür benötigen wir auf jeden Fall ein Boot. Doch woher nehmen?
„Herr Mader“, wollte ich von ihm wissen. „Haben sie eine Idee, wo wir auf die Schnelle ein Boot organisieren können? Denn zum Schwimmen ist es zu weit und mir zu kalt.“
„Ja Herr Kommissar“, er kratzte sich an der Nase „die Feuerwehr Greising hat ein Rettungsboot. Warum auch immer die ein Boot haben. Aber ich fahre fast jeden Tag an ihrem Feuerwehhaus vorbei und da sehe ich jedes Mal das Boot. Es ist zwar aufgebockt und abgedeckt, aber ich weiß ja, was drunter ist.“
„Herr Mader“, sagte ich „das klingt doch super. Ich werde versuchen, dass wir schnellstmöglich das Boot vor Ort haben. Ich rufe unsere Zentrale an und die sollen das organisieren.“
Ich rief umgehend bei Frau Unholzer an und erklärte ihr die Situation. Sie wollte sich sofort darum kümmern.
Es dauerte auch keine Viertelstunde, bis ich ein Martinshorn hören konnte, das sich uns näherte. Und da waren sie auch schon: die Feuerwehr von Greising in einem roten Mannschaftswagen und an der Anhängerkupplung hing ein kleines, dunkelbraunes, abgedecktes Boot.
Das Martinshorn wurde ausgeschaltet und es stiegen zwei uniformierte Personen aus, die uns herzlich begrüßten. Wir erklärten ihnen die Situation und sie koppelten daraufhin das Boot ab und trugen es in Richtung Wasser.
Es war ein kleines Ruderboot, aber für den Einsatz für den wir es brauchten, voll ausreichend.
„Sehen sie den Gegenstand dort“? wollte ich von ihnen wissen und deutete in die Richtung, wo ich die vermeintliche Leiche gesehen hatte.
„Ja, sehe ich“, erwiderte der ältere Feuerwehrmann.
„Hans, komm“ forderte er seinen Kollegen auf „wir rudern mal in die Richtung. Mal schauen, was uns dort erwartet“.
Sie packten das Boot links und rechts und ließen das Boot zu Wasser. Zuerst kletterte der Ältere an Bord und dann folgte der Jüngere. Sie stießen sich vom Ufer ab und er Jüngere übernahm die beiden Paddel. Schnell waren sie an der Stelle, wo wir die Leiche vermuteten.
„Ja, sie haben recht gehabt, es ist wirklich eine Leiche“ rief uns der jüngere Feuerwehrmann laut zu. „Wir versuchen sie rauszubringen“.
Es war nicht einfach, wie wir vom Ufer aus sehen konnten, da das kleine Boot ganz schön schaukelte und einer von beiden musste immer wieder mit seinem Körper ausgleichen, damit das Boot nicht kippte. Doch nach einiger Zeit konnten wir erkennen, dass es ihnen geglückt war und so ruderten sie wieder in unsere Richtung zurück.
Irgendwie waren sie total geknickt und von der Rolle. Aber man sieht eben nicht jeden Tag eine Leiche und das war für die Beiden sicher der Fall.
Sie legten am Ufer an und ich nahm ein Ruder, um das Boot festzuhalten.
„Nein das kann nicht sein“, meinte der Ältere der Feuerwehrmänner. „Ich kann`s nicht glauben. Warum der Franz. Warum gerade er?“ Er war total bleich und zitterte richtig. Was war denn da los? Im Boot hatten sie, soweit ich das erkennen konnte, eine männliche Leiche, die anscheinend noch nicht lange im Wasser gelegen hatte.
„Was ist denn mit ihnen?“ wollte ich von ihm wissen.
„ Kennen sie den Toten?“
„Ja, natürlich“, stammelte er „das ist der Franz, der Schnarrer Franz, unser Feuerwehrkommandant….. Ich kann nicht mehr. Ich muss mich erst mal setzen.“
Er setze sich in das noch nasse Grass und schüttelte den Kopf. Sein Kollege stand immer noch im Boot und versuchte, die Leiche irgendwie an Land zu bringen. Auch er war bleich und atmete schwer.
Ich legte das Ruder zur Seite und packte den Toten an den Beinen und zusammen versuchten wir, die Leiche an Land zu ziehen. Aber es ging nicht, er war zu schwer, bedingt auch, dass er noch in voller Kleidung war und diese mit Wasser vollgesogen war. Also bat ich Herrn Mader uns zu helfen.
Auch Herr Mader war bleich im Gesicht. Ich hoffte nur, dass er sich nicht übergeben würde. Aber er packte fest mit an und endlich gelang es uns mit vereinten Kräften, den Toten vom Boot auf das Ufer zu bugsieren.
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